Frieden und Versöhnung in Kotowice (Kottwitz)

Pokoju i pojednania w Kotowice (Kottwitz)

 

Justyna Pobiedzinska und Reinhard Vogt vor dem Denkmal in Kotowice (Kottwitz) am 28.07.2008

 

Zu diesem Foto schreibt Reinhard Vogt:

"Nach nunmehr 60 Jahren ist das Kriegerdenkmal in Kotowice (Kottwitz) wiedergefunden worden und steht jetzt auf dem Friedhof, allerdings ohne den Adler auf dem Sockel.

Zu verdanken ist dieses Ereignis der polnischen Journalistin Justyna Pobiedzinska, die heute in Kotowice wohnt und in Wroclaw (Breslau) arbeitet. 1945 wurde das Denkmal abgerissen, und keiner konnte etwas zum Verbleib sagen. Anstelle des Denkmals errichteten die polnischen Bewohner ein Holzkreuz , welches eingezäunt und immer von Blumen umsäumt war.

Als Frau Pobiedzinska zufällig während Bauarbeiten an dieser Stelle vorbeikam, sah sie die freigelegten Granitblöcke liegen, ließ sie säubern und auf dem Friedhof aufstellen. Das Denkmal hatte als Fundament unter dem Holzkreuz gedient. Es war also am alten Standort geblieben und lag unter der Erde.

Frau Pobiedzinska wandte sich an Dr. Nils Köhler, den Leiter der Jugendbegegnungsstätte Kamminke auf Usedom, der für den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge tätig ist. Dr. Nils Köhler suchte den Kontakt zur Vorsitzenden des Heimatvereins Kottwitz des Kreises Trebnitz, Frau Ilse Majunke, und so schloss sich der Kreis.

Auf dem Denkmal, das der Lehrer Simon entworfen hatte, ist folgender Text zu lesen: "Den gefallenen Helden zum ehrenden Gedächtnis, den lebenden zur Anerkennung, den zukünftigen Geschlechtern zur Nacheiferung."

Da die Namen der 22 von 1914 bis 1918 Gefallenen noch gut zu erkennen waren, konnten sie in die Datenbank des Volksbundes übernommen werden. Das ist von besonderer Bedeutung, da von den auf dem Denkmal genannten Kottwitzer Kriegstoten bisher keine Datensätze vorlagen, denn das entsprechende Gräberverzeichnis ist 1944 durch Bombeneinwirkung in Berlin vernichtet worden. Inzwischen konnten auch zehn der 22 letzten Ruhestätten ermittelt werden.

Allen beim Auffinden des verschollenen Kriegerdenkmals Beteiligten, besonders aber Frau Pobiedzinska, sei herzlich gedankt."

Zu diesem Ereignis schreibt Justyna Pobiedzinska an Reinhard Vogt:

"Ich kam vor fünf Jahren (2001) nach Kotowice, zuvor lebte ich in Wroclaw. Dann begann ich über die Menschen nachzudenken, die hier einst lebten: In meinem Garten in der Erde fand ich viele kleine Dinge aus einer längst vergangenen Zeit: Nägel, Glassplitter... Ich realisierte, dass ich in einem alten Haus lebte, das von Deutschen gebaut worden ist, ich esse Äpfel von Bäumen, die sie gepflanzt haben, und ich weiß nichts über sie. Wer waren sie? Was ist aus ihnen geworden, als die Geschichte ihnen befahl, den Ort zu verlassen?

Als wir vor einem Jahr den alten Gedenkstein aus dem ersten Weltkrieg fanden, war ich sehr berührt und glücklich. Ich bemühte mich, einen Platz zu finden, wo er sicher stehen kann. Nun steht der Gedenkstein auf unserem Friedhof.

Dr. Nils Köhler teilte mir mit, dass sich die Gräber dieser Männer in Belgien, in Frankreich, in ganz Europa befinden, so weit weg von zu Hause.

Unsere gemeinsame Geschichte ist schwierig und traurig. Aber wir können vieles tun, um sie besser zu verstehen.

Ich, mein Ehemann und unsere Nachbarn wollen hier in Kotowice eine kleine Ausstellung organisieren. Ich hoffe, wir können uns einmal treffen, und Sie können uns alles über Kotowice (Kottwitz) erzählen. Mein Haus steht Ihnen offen.

Herzliche Grüße, Justyna Pobiedzinska"

 

Dieses Foto wurde am 27.7.2008 in Kotowice, in der Wohnung von Justyna Pobiedzinska, aufgenommen. Darauf zu sehen sind von links nach rechts:

Magda, eine Nachbarin von Justyna

Reinhard Vogt

Tadeusz Puc´, der freundliche Taxifahrer

Justyna Pobiedzinska

 

 

Hier ruhen Deutsche und Polen von Kottwitz - Kotowice in schlesischer Erde.

Tu niemiecka i Polska Kottwitz - Kotowice w slaskim gleby reszta.

 

 

 

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